Gräber - Einblicke ins Leben Teil 5
Vorwort
Lieber Leser, diese recht ungewöhnliche Überschrift: Gräber - Einblicke ins Leben, scheint sicherlich etwas rätselhaft zu sein, doch jeder von uns hinterlässt Spuren auf seinem Weg, die oft Einblicke in sein irdisches Dasein zulassen. Oft lesen wir als Zusatz von Todesanzeigen Spendenhinweise an verschiedene Institutionen, aus denen wir Rückschlüsse auf die Krankheit und das Lebensende des Verstorbenen ziehen können. Auch der Tod unserer jungen Soldaten in zwei Kriegen veränderte das Leben in vielen zurück gelassenen Familien. Ihre Totenzettel gewähren Einblicke in ihr schweres Los an der Front und in das Schicksal ihrer Angehörigen daheim. Deshalb möchte ich in dem vorliegenden Rückblick in unsere Vergangenheit, auch diesen persönlichen Schicksalsschlägen einen wichtigen Platz einräumen. Menschen leben, Menschen sterben. Ihre Toten begraben sie in Holz - oder Steinsärgen. Auch das Verbrennen und Beerdigen in Urnen kennen wir seit Tausenden von Jahren. Seit jeher glaubten Menschen an ein anderes Leben nach dem irdischen Leben. Früher legten die zurück gebliebenen Angehörigen ihren Toten kostbaren Schmuck an und gaben ihnen Nahrungsmittel und Werkzeuge mit ins Jenseits. Heute tun wir dies nicht mehr, aber sollen unsere Gebete nicht auch für unsere Verstorbenen eine Hilfe sein im Jenseits? Dieses Tun aller Glaubensgemeinschaften macht den Abschied leichter und stärkt den Glauben und die Hoffnung auf eine über den Tod hinausgehende Verbindung. Sind auch die körperlichen Überreste vergangen und als „Staub zu Staub“ wieder zurückgekehrt, so lassen Beigaben in Gräbern und Urnen noch nach Tausenden von Jahren Einblicke in das irdische Dasein des „Verlebten“ zu. Es scheint uns unergründlich, dass man einem Toten wertvolle Werkzeuge bei seiner „Reise“ mitgegeben hatte, die für die Zurückgebliebenen oft unersetzlich waren? Ist es nicht auch schwer zu begreifen,wenn unsere Vorfahren, die zu ihrem eigenen Überleben wichtigen Nahrungsmittel in Tontöpfen zu der Asche des Verstorbenen stellten, oder wenn sie Steinbeile und auch Pfeilspitzen, die sie in mühevoller Arbeit hergestellt hatten, zu dem Toten legten? Solche Werkzeuge brauchten sie schließlich zum täglichen Überlebenskampf selbst! Wie sie sich das Leben „danach“vorstellten, können wir nur vermuten. Auch heute gibt es für uns darauf noch keine befriedigende Antwort.
Nach der Aufgabe unseres landwirtschaftlichen Betriebes hatte ich das Glück, dass ich noch einige Jahre beim Landesmuseum Trier als Grabungsarbeiter tätig sein durfte. Das Öffnen von vorgeschichtlichen Gräbern war für mich dabei immer etwas zwiespältig. War es rechtens, dass wir dem entdeckten Skelett seine Beigaben wegnahmen und seine übrig gebliebenen Körperteile einsammelten? War es rechtens, dass wir seine „Reise“ unterbrochen haben oder ist es nur unser Glaube, der auch ihn immer noch mit seinen Beigaben auf „etwas“ warten ließ? Anderseits, hätten wir es nicht getan, hätten Bagger und Raupenfahrzeuge seine Ruhestätte zerstört und das wäre sicherlich auch nicht die Lösung seines Problems gewesen.
Aber nicht nur beim Häuserbau und beim Straßenbau werden Grabfunde an das Tageslicht gebracht. Am Beispiel unserer Eisenacher Flur möchte ich aufzeigen, was wir über unsere Vorfahren schon wussten und was aus neuen Grabfunden hinzukam. Moderne Techniken und neue Bodenbearbeitungsgeräte der Landwirte lassen „neue Böden“ und auch „alte Kulturen“ das Licht der Erde erblicken. Schwere Pflüge dringen in neue unberührte Bodenschichten vor und bringen erstaunliche Funde ans Tageslicht. So konnte ich in den vergangenen Jahren vier bisher nicht bekannte Grabfelder finden und erfreulicherweise vom Landesmuseum Trier bergen lassen. Auch darüber möchte ich im folgenden Beitrag berichten und möchte sie nun mitnehmen auf diese Zeitreise.
Werner Weber
Dieses fünfte Heft, ist für 5 Euro natürlich erhältlich bei mir